China,Design,Kunst und Nachhaltigkeit

Umweltschutz ist eines der drängendsten Themen weltweit. Auch in China wächst die Sensibilität.
Ob Energieverbrauch oder Umweltverschmutzung — Designer befassen sich vom Entwurf über die Herstellung bis hin zum Recycling mit allen Problemen des Umweltschutzes, die während der Lebensdauer eines Produktes entstehen. Auch ich habe an einigen Umweltschutzprojekten mitgewirkt. Mein Eindruck: Insgesamt werden auf internationaler Ebene Markenprodukte mit mehr Weitsicht konzipiert als deren chinesische Konkurrenzprodukte. Zwei meiner Projekte sollen dies verdeutlichen: die für Absolut Vodka entworfene Doppelpackung und das Recycling-Projekt für alte Bosch-Kühlschränke.
In Designerkreisen wird die schwedische Marke Absolut Vodka wegen ihres innovativen Marketings und Brandings geschätzt, für das regelmäßig kreative Talente eingebunden werden. Das Verpackungsprojekt war die erste Zusammenarbeit des Unternehmens mit chinesischen Designern. Das war auch für uns eine neue Herausforderung. Vor allem mussten die ökologischen Anforderungen an Produktion und Verwendung der Verpackung abgestimmt werden auf die Markenphilosophie und -identität des Herstellers bis hin zur 2008 lancierten globalen Marketingkampagne “In an Absolut World”.
Am Ende eines sechsmonatigen Design- und Produktionsprozesses kam die Doppelpackung auf den chinesischen Markt. Sie ist kompakt und gut zu tragen und weist als Besonderheit einen integrierten Griff auf, der beim Einkauf eine Plastiktüte überflüssig macht. Nach Gebrauch kann man die leere Verpackung als Leuchte, Obstschale oder Tragegefäß benutzen, ein Zusatznutzen, der den Lebenszyklus des Produktes verlängert und Ressourcen spart. Das Projekt zeigt, dass Massenproduktion, Verwendung und Konsum eines Produktes optimiert werden können, wenn bereits im Entwurfsprozess mehr Rücksicht auf unsere Umwelt und unsere Gesellschaft genommen wird.
Unser Projekt mit Bosch Hausgeräte in China geht in die gleiche Richtung. Dort ist Bosch eine gut etablierte deutsche Marke, die für klares Design steht. Da man bei uns von einer derart hochwertigen und populären Marke in besonderem Maße soziale Verantwortung und gesellschaftliche Vorbildfunktionen erwartet, wird die Marke Bosch in China strategisch auch über das Thema Nachhaltigkeit kommuniziert.
2008 wurde unter dem Motto “Finding the Old Bosch Home Appliance” eine Rücknahme-Aktion gestartet, die der Öffentlichkeit die lange Tradition der Marke und energiesparende Ideen nahe bringen sollten. Über 30 Bosch-Kühlschränke wurden aufgespürt, die mehr als 20 Jahre in chinesischen Familien ihren Dienst versehen hatten, und die Firma Bosch verwandelte sich im Laufe der Aktion vom bloßen Hausgerätehersteller zum führenden Verfechter des Umweltschutzes.
Zur gleichen Zeit initiierte unser Design-Team eine Reihe von Recycling-Experimenten wie “Art Recycled”, “Secondhand Clothing Recycled” und “E-waste Recycled”. Sie folgten alle dem gleichen Recycling-Ansatz, nämlich dem alten Kühlschrank neues Leben einzuhauchen. Das Konzept überzeugte und am Ende stand eine neues Projekt, das “Bosch Old Refrigerator Makeover”.
Zunächst wurden vier der alten Kühlschränke als Möbel eingesetzt und mit Funktionen wie Lagerung, Lektüre oder Mobilität ausgestattet. Die Idee, wie sich ein alter Freund aus der Küche in einen neuen Gefährten im Wohnzimmer verwandelt, kam so gut an, dass beide Partner das Projekt auch 2009 fortsetzten.
Dann wurden vier Themenbereiche definiert — Musik, Film, Mode und Sport — und unter diesen Aspekten acht weitere Kühlschränke modisch umgestaltet: Einer beispielsweise als riesiger Koffer, in dem die Erinnerungen eines Reisefotografen aufbewahrt werden. Die Abschlusspräsentation des Gesamtprojekts fand zur Shanghai World Expo 2010 statt.
Unterdessen setzen sich immer mehr Design-Ausstellungen mit der Umweltschutz-Thematik auseinander wie unlängst die “Updating Germany — Projects for a Better Life” in Shanghai. Die vom deutschen Generalkonsulat in Shanghai, dem Berliner Space Strategy Office und dem Shanghai International Industrial Design Centre organisierte Ausstellung reflektierte bereits Erreichtes und aktuelle Möglichkeiten und untersuchte innovative Ansätze zu Ökologie und Nachhaltigkeit mit Hilfe von Interaktion, Fotografie, Video und Musik. Zu den Höhepunkten zählte eine Installation aus gebrauchten PET-Flaschen, wie wir sie aus unserem Alltag kennen. Inszeniert wurde damit eine neuartige, hochstabile Stapeltechnik. Ziel ist, den Recyclingprozess zu vereinfachen, die Flaschen nicht zu schreddern, sondern im Originalzustand weiterzuverwenden, beispielsweise als stabiles Baumaterial für temporäre Unterkünfte, Wasserreiniger oder Stauräume. Oder die Flaschen werden befüllt und langfristig als massive Bausteine eingesetzt. Wir leben in einer Zeit, die Nachdenken erfordert. Auf der Jagd nach Statussymbolen und Lifestyle werden Konsumwahnsinn, Ökokrise und globale Erwärmung verdrängt. Um die Öffentlichkeit für diese Themen zu sensibilisieren, ist auch die Design-Industrie in China gefordert. Eine Ausstellung wie diese regt dazu an, über den Tellerrand übertrieben gestylter Eitelkeiten hinauszublicken und darüber nachzudenken, wie viel und was wir wirklich brauchen.
In China hat sich die globale Wirtschaftskrise erheblich auf die Industrieproduktion ausgewirkt. Andererseits zwingt sie auch, nach vorne zu schauen. Als wir mit unserer Design-Agentur anfingen, hat keiner unserer Kunden nachhaltiges Design verlangt. Heute gestalten wir Produkte nicht nur für die Kunden und die Verbraucher, sondern auch für die Gesellschaft und für den Planeten, auf dem wir leben. Design muss als Motor wirken beim Aufbau einer wirtschaftlichen Produktion, der Entwicklung umweltfreundlicher Materialien, dem Aufspüren von Energiespar- und Recyclingpotenzialen. Darin liegt Chinas Zukunft.

Environmental Awareness and Chinese Design
Environmental friendliness is currently not only one of the hottest topics worldwide, but also a subject that is causing growing concern in China.
From product design to manufacturing, from energy consumption and pollution to recycling, designers are considering all the problems generated during a product’s life cycle. I have personally participated in more than a few environmental friendly projects. All in all, international brands are more far-sighted than their local competitors in China. In this article, the dual pack designed for Absolut Vodka and the recycling project for old Bosch Home Appliance refrigerators will best illustrate this point.
Absolut Vodka, a Swedish brand that regularly cooperates and interacts with creative talents, is famous in design circles for its innovative marketing and branding. Since our recent project with Absolut Vodka was their first special pack to be created by a Chinese designer, this was a new challenge for us. Above all, the project requirement had to be ecological in terms of manufacturing as well as use, in accordance with the brand philosophy and classical identity of Absolut. The global marketing campaign “In an Absolut World”, which started in 2008, was also taken into consideration as a major product development design input.
After a six-month design and production process, the dual pack was launched in the Chinese market. The final product is compact and portable, designed specifically to include a carrying handle and thus make it unnecessary to purchase a plastic bag as well. Our exploration of product recycling and subsequent use is also revealed in the details — after its normal life cycle, the pack can be re-used as a stylish lamp, a fruit bowl or a carrying case. This project was a genuine challenge for the product designers, and shows how mass production, usage and even consumption can be optimized if design shows more concern for our environment and our society.
Our project with Bosch Home Appliances in China was also an interesting showcase combined with recycling and creativity. Established as a well-known brand from Germany, Bosch has been consistent in its simple, sophisticated design style. A brand with such quality and popularity tends to demonstrate more social responsibility and sense of mission. Sustainability therefore became one aspect of brand communication strategy in China.
In 2008, a project called “Finding the Old Bosch Home Appliance” was started to promote the brand’s long history and energy-saving ideas to the public by way of a trade-in service. The project located more than thirty Bosch appliances that had been in use for more than twenty years in Chinese families. Through the campaign, Bosch has been transformed from a mere home appliance manufacturer to a leading advocate of environmental protection. At the same time, our design team initiated a series of recycling experiments such as the “Art Recycled”, “Secondhand Clothing Recycled” and “E-waste Recycled” projects, all geared to the same recycling principle. After tentative but stimulating discussion between the two parties, a new cooperation known as “Bosch Old Refrigerator Makeover” was initiated.
Four refrigerators were soon recycled as household furniture, endowed with functions such as storage, reading and mobility. It is exciting to witness how an old friend from the kitchen can become a new companion in the living room. The project was so well received that both parties decided to continue it in 2009. In the period that followed, four design themes were selected for the makeover project — music, movies, fashion and sport. Eight refrigerators were redesigned with a fashionable twist. One became a huge suitcase to store the ideas and memories of a travelling photographer. As a perfect conclusion, the whole project will be presented at the Shanghai World Expo in 2010.
As well as various branding campaigns, more and more design exhibitions share the same idea in the city. An exhibition called “Updating Germany — Projects for a Better Life” opened recently in Shanghai. Organised by the German General Consulate in Shanghai, the Berlin Space Strategy Office and the Shanghai International Industrial Design Centre, it starts from accomplished goals and existing possibilities, and explores ecological and sustainable issues via interaction, photography, video and music. One of the highlights is an installation made from used bottles, a project inspired by abandoned PET water bottles from our day-to-day life. By designing a standard module and a special snap-fit structure, the new bottles can be stacked together tightly without being crushed. In this way they can be recycled as useful construction materials for temporary shelters, water purifiers and storage space. In addition, they can be filled and thus become solid bricks for long-term use.
This is an age that calls for reflection. When everyone is in love with glamorous status symbols and a comfortable but selfish lifestyle, the reality of over-consumption, eco-crisis and global warming is often neglected. To arouse public awareness of these issues, it is essential for the design industry in China to call for more sustainable ideas and actions. In an exhibition like this, one must reflect that if we look beyond all these over-designed vanities, how much and what do we really need?
The global economic crisis is having a major impact on the OEM industry in China. On the other hand, the situation is also forcing the design industry to be forward-looking. When we first started as a design agency, none of our clients called for sustainable design. Now we are designing products not only for the clients and the consumers, but also for society and the planet on which we live. Design must pioneer the exploration of economic production, environmentally friendly materials, energy saving and recycling. This will be China’s future.
Yang Ming Jie

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